Der Gemeinsame Unterricht von SchülerInnen mit und ohne Behinderung (GU) ist eine große Herausforderung für alle Lehrkräfte. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden zu können, fehlt es den Lehrkräften und Pädagogen unter Umständen an Erfahrung und praktischen Hilfen. Eine besonders praxisnahe Handreichung, die Pädagogen bei Ihrer täglichen Arbeit unterstützen soll, ist der

Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre.

Im Folgenden werden die Herausforderungen des GU skizziert und der Bildungsplan als eine mögliche Antwort darauf positioniert:

  • Zunächst muss sich ein Lehrer im GU eingestehen, dass Klassen z.T. extrem heterogen sein können. Kinder mit sonderpädagogischem Gutachten für geistige Entwicklung, lernen in der gleichen Gruppe wie Kinder die das Abitur als Lernziel haben. Das ist eine große Herausforderung! Wie kann man damit umgehen? Wie kann man es als Chance nutzen?
  • Die Pädagogen einer so heterogenen Lerngruppe brauchen geeignete Hilfsmittel, um zu erkennen wo jedes Kind steht, was jedes Kind braucht und welche Lernbedingungen für die so unterschiedlichen Schüler geschaffen werden müssen.

Der Thüringer Bildungsplan bis 18 ist solch ein Hilfsmittel. Dieser neue Bildungsplan ist eine Fortschreibung und Weiterentwicklung des bekannten Bildungsplanes bis 10 Jahre.

Er wurde von einem Konsortium von Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen in Kooperation mit Praxispartnern erarbeitet.

Unabhängig von der Art der Bildungseinrichtung, orientiert sich der Bildungsplan am Entwicklungsstand des Kindes und kann daher überall eingesetzt werden.

Einfacher gesagt: Es wird geschaut was der Schüler schon kann und welcher Entwicklungsschritt als nächstes zu erwarten ist. Diese Erkenntnisse sind unabhängig davon, ob der Schüler eine Grundschule oder eine weiterführende Schule besucht.

Folglich fragt sich der Pädagoge: Welche Lernumgebung/Anreize muss ich dem Schüler geben, damit er den nächsten Entwicklungsschritt gehen kann. Es ist durchaus möglich, dass ein Schüler in einer weiterführenden Schule unterrichtet wird, der gerade lesen lernt.

Hierzu bietet der Thüringer Bildungsplan bis 18 Jahre Anregungen und Hinweise für Förderung und die Gestaltung von Unterricht.

Weitere Hilfsmittel für die Gestaltung des GU

Auf der Internetseite der Thüringer Forschungs- und Arbeitsstelle für den Gemeinsamen Unterricht/Inklusion stehen verschiedene Praxishilfen wie z.B. die Handreichung für den GU (in der übrigens das 2-Pädagogensystem für den GU empfohlen wird!), unterschiedliche fachliche Empfehlungen und Leitlinien zur Verfügung.

Eine weitere Methode um der Heterogenität einer Klasse zu begegnen ist das Arbeiten mit Differenzierungs-/Planungsmatrizen. Hierbei wird ein Thema/Lerngegenstand mit sehr unterschiedlichen Lernniveaus in der Lerngruppe bearbeitet. Jedes Kind arbeitet auf dem Level, welches es schafft. Auf der Internetseite der Thüringer Forschungs- und Arbeitsstelle für den Gemeinsamen Unterricht/Inklusion stehen für verschiedene Fächer in Grund-und Regelschulen solche Differenzierungsmatrizen zur Verfügung. Diese Matrizen wurden von Pädagogen erarbeitet, welche bereits aktiv und erfolgreich im GU Erfahrungen haben. Mit der Bereitstellung solcher Vorlagen ist eine Grundlage geschaffen, auf die jeder Lehrer zurückgreifen kann.

Das Lehren und Lernen wird komplexer. Es ist daher sehr wichtig, dass die Pädagogen darauf vorbereitet werden und dass sie die notwendige Unterstützung bekommen. Es ist fast aussichtslos, GU erfolgreich durchzuführen, wenn ein Lehrer eine extrem heterogene Lerngruppe mit 28 Schülern allein unterrichten soll. Hier ist personelle Unterstützung unabdingbar.